Wer keine Rücklagen hat, kann auch nicht gut vorsorgen. Schon daran wird deutlich, dass Menschen, die von Armut betroffen sind, in diesen Tagen vor besonderen Herausforderungen stehen. Bereits bisher musste bei jedem Einkauf genau gerechnet und nach den günstigsten Möglichkeiten gesucht werden. Und das ist nun immer schwieriger geworden. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass in den letzten Wochen vermehrt Menschen die Hilfe der Caritas gesucht haben, die sich große Sorgen machen, wie sie die nächste Zeit überstehen sollen. "Wir sehen gerade vielfältige Problemlagen bei den Menschen, die sich an uns wenden. Finanzielle Engpässe z.B. durch Kurzarbeit oder noch fehlende Leistungen des Jobcenters gehören ebenso dazu wie psychische Belastungen von Einzelnen und Familien durch die ungewohnte viele Zeit in engen Wohnverhältnissen" so Sabine Stövhase, die Leiterin des Caritas-Zentrums.
Aber auch das Caritas-Zentrum und der Tafelladen Göppingen mussten in den vergangenen Tagen ihre Arbeit umstellen zum Schutz der Klienten, Kunden und Beschäftigten. Gleichzeitig wollen sie natürlich weiterhin für Menschen in Notsituationen da sein.
Wie in den meisten Organisationen wurden die hauptamtlichen Mitarbeitenden ins Homeoffice geschickt. Alle Anfragen von Klienten werden an die jeweiligen Fachmitarbeiter weitergeleitet und die Beratung per Telefon oder Mail durchgeführt. Vor Ort gibt es einen Notdienst, der dies alles organisiert und über eine Schutzvorrichtung in Ausnahmefällen auch einmal einen persönlichen Kontakt haben kann. Die Klienten werden gebeten, nicht persönlich vorbeizukommen, sondern anzurufen. Die ehrenamtlichen Dienste wurden stark zurückgefahren, da es dort überwiegend zu sozialen Kontakten kommt und viele Ehrenamtliche zur gefährdeten Zielgruppe gehören. Deshalb sind die Kleiderkammer und die Tafel in Süßen geschlossen und Anfragen an die Orte des Zuhörens werden in dieser Zeit durch die jeweilige Fachberater*in telefonisch bearbeitet, so dass keine Hilfesuche ins Leere läuft. In der Praxis funktioniert das immer besser, auch wenn es viel mehr Zeit erfordert. Besonders in der Schwangerenberatung sind die Anfragen hoch, so konnte zum Beispiel eine Stromsperre abgewendet werden und es wurden Babykleidung und Möbel für eine Schwangere kurz vor der Entbindung organisiert. "Teilweise arbeiten wir auch am Telefon mit Dolmetschern und Familienhebammen zusammen und versuchen, für die werdenden Eltern wieder mehr Sicherheit herzustellen", so Angelika Holub-Salerno, eine der Beraterinnen. Sorge bereitet im Moment auch die Situation vieler Familien mit Schulkindern, die zuhause weder Internet noch Laptop und Drucker haben, alles Dinge, die man in Zeiten von Home-Schooling dringend braucht. Und selbst wenn das da ist, kann bereits der höhere Verbrauch an Druckerpatronen das Familienbudget stark belasten.
Auch die Tafel in Göppingen hat durch die Umstrukturierung der Warenausgabe weiter geöffnet, um eine Notversorgung gewährleisten zu können. Möglichst viel wird bereits vorgepackt und es werden nur begrenzt Kunden eingelassen. Bislang fehlten Schutzmasken für die Beschäftigten, durch eine Spende der Firma Teamviewer konnte dem aber vorerst abgeholfen werden. Die Marktleitung ist sehr glücklich und stolz auf ihr Team, das trotz aller Belastungen das Angebot unbedingt aufrecht erhalten will. "Wir werden auch weiter versuchen, auf neue Situationen mit guten Lösungen zu reagieren," so Sabine Stövhase. Reagiert haben bereits einige der geschulten Ehrenamtlichen aus den Orten des Zuhörens. Sie werden ab sofort auf Wunsch als Telefonpaten aktiv: "Das ist nicht gedacht als Konkurrenz zu Telefonseelsorge oder anderen Notrufnummern, sondern wir stellen fest, dass es viele Menschen gibt, die nun eine kaum ertragbare Situation der Einsamkeit und Isolierung vorfinden," so Nicole Röhrig, die das Angebot koordiniert und begleitet. An sie können sich ältere Menschen oder Risikogruppen wenden, die gerne einen regelmäßigen telefonischen Kontakt in ihrer häuslichen Isolation hätten.
Info: Wenn Sie selbst Anrufe wünschen oder Sie von Personen wissen, die gerne einen telefonischen Kontakt möchten, wenden sie sich an Nicole Röhrig, Caritas Göppingen unter 07161-65858-10 oder roehrig@caritas-fils-neckar-alb.de.