Herr S. aus Syrien hat einen langen Leidensweg hinter sich, bestimmt von Folter, Gefängnis und Flucht. "Sie geben mir Hoffnung. Sie haben meine ganze Geschichte angehört", so seine erste Reaktion nach der Beratung im Diakonischen Werk Göppingen. Genau das wird aber auch immer schwieriger, denn die Covid-19-Pandemie hat die Beratungsarbeit vor große Herausforderungen gestellt und die Arbeit verändert. Offene Sprechstunden wurden eingestellt und nur noch Termine vergeben. Das Angebot von Telefonberatungen und per Email wird zwar angenommen - bedeutet jedoch eine große, vor allem sprachliche Hürde für die geflüchteten Menschen und ist daher nicht immer umsetzbar.
Dabei ist eine psychosoziale Unterstützung gerade jetzt immer notwendiger. Unsichere Lebensumstände wie zum Beispiel ein ungeklärter Aufenthaltsstatus oder der Nachzug von Familienmitgliedern belasten die geflüchteten Menschen psychisch und auch physisch. Über den langen Zeitraum der Unsicherheit werden viele perspektiv- und hoffnungslos. Hinzu kommt, dass mit der Verbreitung des Virus in den Herkunftsländern der Menschen der psychische Stress zunimmt. Es herrschen große Sorgen und Ängste um die Familien in der Ferne. Umso wichtiger wären Orte der Begegnung und Entlastung wie das Café Asyl oder Pauls Café in Göppingen sowie entsprechende Angebote in den Ortschaften. "An diesen Unterstützungsnetzwerken mangelt es jetzt coronabedingt und auch die persönliche Begleitung durch ehrenamtlich Engagierte ist nur begrenzt möglich", so Heike Gehrer Shelby vom Diakonischen Werk.
Aber mit Kreativität der Ehrenamtlichen ist auch manches möglich. So läuft viel über das Telefon, WhatsApp oder Skype. Formularhilfe wird angeboten, persönliche Treffen im Freien sowie digitale Lernbegleitung und Hausaufgabenunterstützung finden statt. Petra Krieg von der Caritas freut sich über das Engagement auch vieler jüngerer Menschen in diesem neuen Bereich, denn: "Corona bestimmt das öffentliche Geschehen und es ist im Moment schwer, für andere Themen ein Interesse zu wecken".
Das Forum Flucht und Integration der evangelischen und katholischen Kirche mit ihren Sozialverbänden und Bildungswerken möchte deshalb weiterhin Angebote für Engagierte und Geflüchtete auf den Weg bringen. Rebecca Bärtle, Leiterin der Katholischen Erwachsenenbildung Göppingen, hofft, dass auch die Onlineangebote wahrgenommen werden und damit die Integration weiter unterstützt werden kann. Allein im März gibt es hierzu drei Veranstaltungen.
Information:
Das Forum Flucht und Integration ist ein Zusammenschluss von Evangelischer und Katholischer Erwachsenenbildung Göppingen und Geislingen, Diakonie und Caritas.
Anstehende Veranstaltungen:
17. März 2021, 19:00-20:30 Uhr: Informationen zu Neuerungen im Asylrecht
20. März 2021, 19:30-21:00 Uhr: Welche Grenzen brauchen wir? Die Idee einer humanen Migrations- und Asylpolitik. Vortrag von Gerald Knaus
24. März 2021, 19:00-20:30 Uhr: WerteDIALOG zum Thema Solidarität und Nächstenliebe
Corona bedingt finden alle Veranstaltungen Online statt. Eine Anmeldung ist erforderlich.
Mehr Informationen zu den Veranstaltungen unter www.keb-goeppingen.de