"Begegnung" steht in großen kyrillischen Buchstaben auf einer ukrainischen Flagge am Eingang zum Evangelischen Gemeindehaus am Blarerplatz in Esslingen. Unter dem Titel "Begegnung im Blarer" soll hier ein regelmäßiges Angebot für geflüchtete Menschen aus der Ukraine entstehen. Sie können sich dort beraten lassen, es soll aber auch ein Ort der Begegnung und des Austausches sein. Ein Netzwerk unterschiedlichster Organisationen - Kreisdiakonieverband (KDV) und Caritas, evangelische und katholische Kirche und die Stadt Esslingen - hat sich für dieses Serviceangebot zusammengefunden und steht für Fragen und Informationen bereit. Viele Ehrenamtliche, aber auch Fachdienste der beteiligten Organisationen sind als Berater vor Ort. Das Angebot richtet sich an Ukrainer und deren ukrainische Bezugspersonen in Esslingen und den Kommunen im Umland, sowie an die Ukrainer, die vom Landkreis in Esslingen untergebracht sind.
Gut 20 Geflüchtete haben sich zum Auftakt im großen Saal eingefunden. Hier können sie ihre Fragen loswerden und bei einer Tasse Kaffee Kontakte knüpfen. Die Kinder malen und spielen an einem kleinen Nebentisch. Information, Beratung und Spiritualität - unter diesen drei Begriffen fasst der evangelische Diakon Bernd Schwemm das Konzept zusammen.
"Wir haben erkannt, dass es wichtig ist, sich rasch und gezielt um Geflüchtete aus der Ukraine zu kümmern", sagt der evangelische Dekan Bernd Weißenborn. Deshalb habe man das Angebot in kürzester Zeit ins Leben gerufen und das Blarer-Gemeindehaus, das der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde gehört, geöffnet. "Es soll auch ein österliches Zeichen der Hoffnung sein", so Weißenborn. Schwemm, der auch die Vesperkirche in Esslingen leitet, hat auf sein großes Netzwerk zurückgegriffen. "Alle haben sofort mitgeholfen, das ist ermutigend."
Zunächst soll "Begegnung im Blarer" alle zwei Wochen stattfinden. "Dann müssen wir sehen, ob das so passt", erklärt Weißenborn. Auch Brunhilde Clauß von der Caritas weiß, dass es wichtig ist, sich zunächst einen Überblick über die Bedürfnisse der Geflüchteten zu verschaffen und dann gezielt nach dem Bedarf Angebote zu schaffen. "Es ist nicht dieselbe Situation wie 2015", betont sie. "Aber noch tappen wir im Dunkeln. Wir wollen nun von den Geflüchteten selbst hören, was sie brauchen." Die Fragen am ersten Begegnungstag drehten sich vor allem um Wohnung, Arbeit, Geld und Registrierung, fasst Uwe Stickel, der Leiter des Diakonischen Beratungszentrums in Esslingen, zusammen.
Es gibt viele weitere gute Ideen: Die "Sprachgruppe Weststadt", bei der rund 20 ehrenamtliche Sprachlehrer engagiert sind, bietet ihre Hilfe an. Die Caritas plant am 22. April um 18 Uhr im Forum Esslingen in der Schelztorstraße 38 einen Info- und Austauschabend für Privatleute, die geflüchtete Ukrainer privat aufgenommen haben oder dies erwägen. Man überlege, Impfangebote zu machen oder die mobile Tierrettung ins Boot zu holen, berichtet Schwemm. Auch das Jobcenter könne möglicherweise vor Ort beraten, sagt Eberhard Haußmann, der Geschäftsführer des KDV. Schwemm kann sich auch spirituelle Angebote in der angrenzenden Franziskanerkirche vorstellen. Es gebe viele Esslinger, die sich engagieren wollten, weiß Janina Mader von der Stadtverwaltung. Eventuell könnten weitere Orte nach dem Vorbild von "Begegnung im Blarer" in der Stadt entstehen.
Die nächsten "Begegnungen im Blarer" finden am 24. April, sowie am 10. und 31. Mai jeweils von 14 bis 16 Uhr statt.
Text und Fotos: Ulrike Rapp-Hirrlinger